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Treats for Lunch, 04.05.21

  • Writer: Dana Wedowski
    Dana Wedowski
  • May 10, 2021
  • 5 min read

Habe fast vergessen, wie man aus einem Coffee-To-Go-Becher trinkt. Ich habe kein natürliches Verlangen nach Kaffee, ich mache das hauptsächlich, weil es cool aussieht (die Umwelt liebt mich). Und weil ich Karamellsirup mag, den der U-Bahn-Bäcker aber nicht im Angebot hatte. Deshalb ist der lauwarme Cappuccino nicht gerade eine Delikatesse.

An meiner Uni gab es im Keller eine Mini-Cafeteria, wo man den besten Mint Chocolate Chocolate Cappuccino bekommen hat (beim Namen bin ich nur zu 90% sicher). So warm und weich, wie eine flüssige Umarmung, besonders effektiv vor der 8:00h Vorlesung, wenn ich mich um 6:00h aus dem Bett und um 6:05h aus dem Haus quälen musste. Das hat mir was gegeben, da habe ich es gespürt. Dann schlossen sie die Kellercafeteria entgegen der entschiedenen Proteste meines Kurses und seitdem hatte ich nie wieder so viel Spaß an Morgenkaffee. Letztes Wochenende habe ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder einen Starbucks-Caramel-Frappuccino getrunken; mein Begleiter verachtete diese „Lactosefrei, Sojamilch, drei Tropfen Espresso und eine Prise Zimt, lauwarm“-Kultur, doch mich verlangte es in der ungewöhnlichen Hitze und nach den Strapazen eines Spaziergangs durch den alten botanischen Garten (ich trug billige Slingbacks, von denen ich riesige Blasen bekam, fühlte mich also im Sommer angekommen) (wussten Sie übrigens, dass dieser spezielle Park als Junkietreffpunkt bekannt ist?) mit unglaublicher Genauigkeit nach diesem speziellen Kaltgetränk. Auf Schüleraustausch in den USA hatte ich mir alles ungesunde, aber Seventeen-Magazine-vorgeschriebene, angewöhnt, was es nur so gab: Frappuccinos, Mint Cholocate Moccas von Dunkin Donuts, dazu einen Boston Cream, einfach weil ich es konnte. Pop-Tarts in allen Geschmacksrichtungen (außer Erdbeere) bis zum Abwinken, Double-Stuffed-Oreos bis zur Übelkeit und Mac n ’ Cheese als Beilage zu Hot Dogs. Das Schlimmste gewöhnte ich mir wieder ab (die Zahl auf der Waage zurück im heimischen Badezimmer hatte mich schwer traumatisiert), doch ich finde es immer noch cool, ein kaltes Koffeingetränk in der Hand zu halten, wenn ich mich hinters Steuer setze. Am besten auf dem Weg ins Nagelstudio.



Ich vermisse das Nagelstudio. Ich scrollte auf der Suche nach Instagram-Bildern durch meine komplette Fotogalerie und stellte fest, bevor ich nach München kam ständig wunderschöne Nägel gehabt zu haben. Lang, glänzend, gefeilt, tiefrot, bordeaux, Zartbitter (wie die Schokolade). Meine ganze Identität wurde dadurch aufgewertet (sagen Sie nichts), meine besten Qualitäten hervorgehoben. Ich konnte ungeduldig auf den Tisch trommeln, mit Stolz das Rückgeld vom Tresen klauben (genau genommen wischt man es mit den Fingerspitzen in die hohle Hand, sonst benötigt man drei Versuche, es mit den Querseiten zweier Finger aufzunehmen und das zerstört das ganze Gesamtbild) oder mir wie zufällig erschrocken die manikürte Hand vor den Mund halten und damit das Licht einfangen (ich kämpfe nicht mit Waffen, ich blende Leute mit meinen Nägeln). Ich konnte wild beschäftigt auf mein Handy tippen (eine vermutlich unglaublich nervige Angewohnheit), Männern besitzergreifend die Hand auf den Arm legen (die Geste wirkt so einfach am besten) und KollegInnen professionell Dinge auf dem Bildschirm zeigen. In meinem bisherigen Job habe ich Visitenkarten verteilt, Sektgläser gehalten und Interviews im Livestream geführt, alles Tätigkeiten, bei denen schöne Nägel einen gefühlten Vorteil verschaffen.


Wo wir schon bei Eitelkeiten sind, gestern probierte ich eine neue (wollte schon „Zubereitungsweise“ sagen) Art, meine Haare zu frisieren. Um nicht frizzig oder auf sonstige Art entsetzlich verformt zu werden, müssen sie möglichst zeitnah nach dem Waschen unter Anwendung von Hitze getrocknet werden. Dabei sollten Bürste und Haaröl im ständigen Einsatz sein. Danach sind die Haare glatt und viel zu stufig (vor vielen, vielen Jahren wollte mir meine damalige Friseurin weiß machen, das durch eine Stufe kreierte Volumen würde mir gut stehen. Seitdem ist der vordere Teil meiner Haare ungefähr fünf Zentimeter kürzer als der Rest, auf alle Ewigkeit, wie es scheint. Keine Spur voluminöser), außerdem stehen mir komplett platte Haare nicht besonders. Nun kommt, wie beim Make-Up (erst das Gesicht künstlich erblassen lassen, dann mit Contouring künstliche Schatten einarbeiten) der nächste Schritt, der dem Ganzen überhaupt erst einen Sinn gibt: Künstliche Locken erzeugen. Künstliche Locken sind meiner Naturstruktur deutlich überlegen. Ja, bei 30 Grad, tropischer Feuchte und/oder habe ich definierte, natürliche Wellen. Die ich nicht besonders mag. In jedem anderen Szenario (also durchgehend in Deutschland) habe ich Frizz. Und ein paar Wellen. Und ein paar glatte Strähnen. Gerne auf zwei unterschiedlichen Seiten meines Kopfes (je nachdem, worauf ich geschlafen habe). Vor ein paar Wochen ließ ich mich mal wieder dazu hinreißen, die T-Shirt-Methode auszuprobieren: Handtuchtrockenes Haar in ein Baumwollshirt fallen lassen, so, wie sie vom Kopf abstehen, fest zuzurren und eine Nacht abwarten. Curly Girls versprechen eine erstaunliche Lockenpracht. Ich erhielt ein unordentliches Gestrüpp. Besonders mit Extensions ein Alptraum. Denn wenn das Haar sich ungeordnet in alle Richtung dreht und streckt, sind die Ansätze mit den Tapes nicht zuverlässig bedeckt, und das ist das große, wichtige Ziel. Überhaupt, die Curly Girl Methode. War es in den 2000ern notwendig, selbst von Natur aus glatte Haare mit heißen Eisen zu quälen, ist es jetzt en vogue, seine versteckten Schillerlocken zu entdecken. Ich bin vermutlich der Prototyp dafür: Nichts Halbes und nichts Ganzes auf dem Kopf, anfällig für Regen, Hitze und schlechte Tage, luftgetrocknet einer Dauerwelle ähnelnd. Der Witz ist, ich will meine natürlichen Locken nicht ausformen. Ich finde das nett, um in den Südstaaten Strähnen aus einer Hochsteckfrisur um mein Gesicht zu verteilen, aber üblicherweise steht mir der Sinn nicht danach – persönliche Präferenz. Ich wollte schon immer große Wellen, die nach Hot Rollers und Föhnhaube aussehen, nach Old Hollywood und Wella-Werbung. Mit meinen fliegenden, immer dünner werdenden Haaren nicht umzusetzen. Eine Weile setzte meine Friseurin mir die Haube auf den Kopf, sodass ich am Ende den Look einer amerikanischen Nachrichtensprecherin aus den 60er Jahren mit Helmfrisur trug: Oben schwungvolles Volumen, unten eine an den Hals gepresste Mini-Welle nach außen. Kennen Sie dieses Zeichen auf der Osterkerze? (Omega, so heißt es, steht für Ende / ein genaues Abbild meiner damaligen Frisur). Die Extensions veränderten alles.


Echthaar aus Indien neigt nicht dazu, sich ungefragt zu locken. Es ist seidig glatt, passt sich aber ihm aufgezwungenen Strukturen vorbildlich an. Interessanterweise zeigen auch meine eigenen Haare mittlerweile ein gewissen Entgegenkommen und fügt sich brav ins Gesamtkunstwerk ein – vorausgesetzt, es wird mit Hitze behandelt. Also greife ich nach dem Glatt- und Trockenföhnen zum Lockenstab und drehe so viele Schillerlocken wie möglich auf. Danach gebe ich noch ein wenig Haarspray darüber und warte so lange wie möglich, bis ich alles ausbürste. Mein eigenes Haar hätte sich früher niemals ausbürsten lassen. Es lud sich nur elektrisch auf und nebelte mir mit gutem Abstand um den Kopf, ein bisschen wie ein zerrupftes Wattebäuschchen oder dekoratives Engelshaar (die Pflanze). Außerdem verlor es damit jede Form, man hätte sich die Lockerei also komplett sparen können. Doch siehe da: Die Locken aus Extensions und Eigenhaar legen sich bereitwillig in homogene, flächige Wellen, die sehr nett um mich herum springen.


Gestern also war ich zu müde und zu faul, um den Lockenstab anzuwerfen. Genauso hatte das T-Shirt-Desaster begonnen. Dummerweise muss ich morgens unbedingt zur Arbeit gehen und kann solche Fails nicht vertuschen, denn die einzige Möglichkeit, es rückgängig zu machen, wäre eine erneute Wäsche, und da hat niemand Zeit für. Diesmal wählte ich eine andere Methode: Ich drehte meine Haare in vier Mini-Dutts, die ich je mit einer einzelnen Haarnadel fixierte. Äußerst unbequem zum Schlafen, aber effektiv: Heute morgen sah ich aus, als wären mir vier abstruse Antennen gewachsen, doch einige Bürstenstriche verwandelten das Ganze in Volumen, von dem die blöde Stufe nur träumen kann. Bin sehr zufrieden mit mir selbst. Jetzt darf es nur nicht regnen.




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