Treats for Lunch, 14.05.21
- Dana Wedowski
- May 19, 2021
- 3 min read
Es regnet schon wieder. Wie kann das sein? Es ist Mitte Mai und die Zeit, in der man sich über die automatische Bewässerung von Frühlingsblumen freut, ist längst vorbei. Ich möchte bitte morgens im Sommerkleid aus dem Haus gehen, nicht übergangslos meine Wintergarderobe recyceln. So kann man am Feiertag mal wieder nichts weiter tun, als im Bett zu liegen und abwechselnd die Marvel-Verfilmungen und Friends zu schauen (ein ausgeglichenes Verhältnis). An sich nicht schlecht, nur nicht weltbewegend. Man muss einmal bedenken: Jeder Tag bringt mich einen Schritt näher an das reife Alter von 25.
Bisher weiß ich nicht viel mehr über Erfolg oder Karriere, als mit 15 – zumindest meine Vorstellungen unterscheiden sich nicht groß von denen meines Vergangenheits-Ichs. Der Grund für diesen kurzen Ausflug in die Quarter-Life-Crisis ist unter anderem die Erinnerung an ein Gespräch, das meine beste Freundin und ich vor ziemlich genau zehn Jahren hatten. Es war ein trockener Herbsttag, der letzte vor den Ferien. Sie trug ihre damals heiß geliebte Lederjacke mit Nieten auf einem großen Revers und ich meinen schwarzen Trenchcoat, den ich immer noch habe, und der mittlerweile einige Fäden zieht. Wir hatten Sport im Gymnastikraum, der den Vorteil besaß, zu klein für Mannschaftsspiele zu sein. Leider groß genug für Ringen & Raufen (eine Schande, dass man damals zu Kontaktsport gezwungen wurde. Das und die ekelhaften Matten hätte ich immer schon als Hygienerisiko eingestuft). Wie dem auch sein, meine Freundin und ich kochten während dieser Sportstunde den genialen Plan aus, am Abend in der Q-Bar (das einzige Etablissement in unserer Stadt, das sich diesen Namen geben konnte), mit alkoholfreien Cocktails auf den Ferienstart anzustoßen. Ich weiß noch, wie erfreut wir über unseren eigenen Einfall waren – uns wurde klar, dass wir alt genug waren, so etwas (nach unseren Maßstäben) aufregendes theoretisch jederzeit unternehmen zu können. (Ich glaube, ich vermisse dieses Gefühl, und wünsche mir etwas Neues, das einerseits so besonders und andererseits so erreichbar für mich ist) (Ich schätze, Zusammenziehen und Heiraten und der ganze Spaß wären solche Dinge, doch die theoretische Umsetzbarkeit reicht mir noch nicht, wenn das Besondere daran nicht meiner Vorstellung entspricht) Dort angekommen, knabberten wir Nachos und freuten uns über die gelungene Aktion (solche Erfolge feierten wir eher selten, was auch mit unseren Vorstellungen zu tun hatte). Wir sprachen darüber, was wohl in zehn Jahren sein könnte.
25, ein Alter, in dem alle Reichen, Schönen und Kreativen die wir bewunderten, bereits reich, schön und kreativ tätig waren, oder zumindest erkennbar auf dem Weg dahin. Damals begannen YouTuber, die heute Millionäre und prominente Geschäftsleute sind, mit den ersten wackeligen Digitalkamera-Aufnahmen in ihren Kinderzimmern. Leider waren wir noch etwas zu jung und unbedarft, um dasselbe zu tun, und jetzt hat das Ganze seinen spontanen Charme verloren und man müsste genauso strategisch vorgehen, wie im mystischen Musik-Business. "In einem Schuhkarton in New York wohnen", sagte ich, ganz tief im Sex and the City Fieber. („Schau, ich weiß noch, wie du immer sagtest, das würde dir nichts ausmachen, solange du in New York wärst. Und jetzt wohnst du in einem Schuhkarton in München“, sagte meine Freundin vor ein paar Tagen euphemistisch zu mir. Ich meinte, die Betonung hätte eher auf der Stadt gelegen, als auf der Wohnungsgröße – dennoch, zumindest kein Schuhkarton in, ich weiß nicht, Holzkirchen) Ich bin mir sicher, dass sie schon damals prophezeite: „Wenn wir dann an diesen Abend hier zurückdenken, lachen wir wahrscheinlich herzlich über die Dinge, die wir uns so gedacht haben“. Taten wir auch vergangenen Montag. Vor dem Schlafengehen sendete sie mir dieses Bild:

Und auch, wenn es kein zynischer Spruch ist, passt es doch ganz gut.
(Bild via Pinterest / https://alliebeckwith.com/ )
Comments