Treats for Lunch 27.05.21
- Dana Wedowski
- Jun 5, 2021
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Stoffmarkisen
Das mit dem Essen gehen war ein großes Abenteuer. Es regnete in Strömen, als ich von der Teststation am Leo’s zur Türkenstraße wanderte – mein vorausschauend gewählter Wintermantel mit Kapuze fühlte sich bereits nach der kurzen Strecke an wie ein nasser Hund. Aber die Häuser in dieser Gegend sind sehr hübsch. Aus einer ruhigen Wohnstraße (gibt es das Wort?) fällt man förmlich auf eine Kreuzung voller Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und quirligen Geschäften mit Kunst, Handwerk und teurem Spaß. Das Café Zeitgeist hatte geschlossen und wir liefen eine Weile von Restaurant zu Restaurant, wie Maria und Josef auf der Suche nach einer Herberge – es war nämlich so voll wie Jerusalem am Weihnachtsabend. Trotz des grauenvoll starken Regens waren die Leute fest entschlossen, den Abend zu nutzen wie eine laue Sommernacht, und bevölkerten die Bürgersteige als wäre es vollkommen komfortabel, die Speisekarte vor reißendem Wind schützen zu müssen. Wir bekamen einen Tisch beim Italiener, der halb unter freiem Himmel stand, bis wir ihn weites gehend unter die Markise schoben. Meine Freundinnen profitierten von der zusätzlichen Körperwärme, während ich mich zu meiner Klamottenwahl beglückwünschte (zum Fellmantel trug ich Overknee-Stiefel, übrigens dasselbe Outfit, das ich an einem winterlichen Tag in Russland anziehen würde). Wir teilten uns eine Weinflasche und aßen Pizza von riesigen Brettern, schwelgten in gemeinsamen Büro-Erinnerungen und beobachteten, wie das Zelt über den anderen Gästen regelmäßig von dem sich darauf sammelnden Wasser befreit werden musste. Ich hatte mal wieder das Gefühl, in einer Stadt voller Möglichkeiten und kurzer Wege zu leben und freute mich sehr darüber. Heute schaue ich mir bei einer Freundin das GNTM-Finale an, ohne eine einzige Folge der Staffel gesehen zu haben – die Highlights werden ja gezeigt, und das reicht vermutlich auch.
Habe große Pläne
Möchte am Freitag kochen und heute schon die Zutaten besorgen. Zitronen-Basilikum-Pasta aus dem Internet. Mein Basilikum stirbt mal wieder, weil die freche Amsel den Boden nicht in Ruhe lässt (oder weil ich die Erde nach der Ernte nie festklopfe), hoffentlich reicht es aus. Alle anderen Kräuter, die ich selten benutze (was macht man mit Waldmeister?) gedeihen übrigens prächtig.

Testphase
Meine von Sex and the City und den Neunzigerjahren inspirierten Sandalen, bestehend aus zwei schmalen Riemchen, rutschen mir von den bestrumpften Füßen. Ich muss die Treppe nach dem Meeting seeehr langsam hinuntergehen und die Füße komplett anheben. „Nicht fallen“, rät mir eine Kollegin, und empfiehlt doppelseitiges Klebeband. In Ermanglung dessen habe ich es mit Tesafilm probiert. Der Sofort-Test im Sitzen ist zufriedenstellend, über mehrere Schritte hinweg ist das Tesa leider nicht stark genug. To be continued.
Ein Trauerspiel in zwei Sätzen
Im Gewerbegebiet zu arbeiten, hat den Nachteil, keinen Zugriff auf den lieben Japaner die Straße runter zu haben, der mich sonst immer mit Mittagsspeisen versorgt hat (Tsuki Ji in der Kapuzinerstraße). Es gibt jedoch um die Ecke einen sagenumwobenen Asiaten zum Abholen, zu dem ich mich aufmachte, weil ich auf meine obligatorische Brezel verzichtet habe (ich dachte, ich wäre noch bedient vom gestrigen Abendessen, dann knurrte mein Magen). Atemlos stapfte ich vorbei an Recycling, brennendem Plastik, hupenden Lieferwagen und Pfützen, bis ich an der kleinen Hütte ankam. Die Nummer des gebratenen Reis‘ lag mir bereits auf der Zunge. „Nehmen Sie Karte?“ – „Nur Bargeld.“
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